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Auf alten und neuen Wegen in Ephesus
 

Bericht von Erika Sellmair

Im Jahr 1986 begann ich meine Geschäftsbeziehungen mit türkischen Textilfirmen anzuknüpfen, bei denen mich mein Weg vom Flugplatz Izmir nach Denizli führte, vorbei an Ephesus, jetzt eine Ruinenstadt, aber zu Beginn unserer Zeitrechnung drittgrösste Stadt der damaligen Welt mit 250.000 Einwohnern und bedeutende Handels- und Hafenstadt sowie Wallfahrtsort zu der von den Griechen hoch verehrten Artemis, deren Tempel in Ephesus zu den sieben Weltwundern zählte.

In einer Entfernung von 7 Kilometern auf dem sogenannten Nachtigallenberg liegt das Haus der Gottesmutter Maria, türk. Meryem Ana Evi, das in den letzten Jahren von tausenden Touristen täglich besucht wird.

Wenn ich mir damals in Izmir, das etwa eine Autostunde von Ephesus entfernt liegt, fast verloren vorkam, in dem Staub und Lärm und dieser vom Islam geprägten Grossstadt, dann nahm ich sooft ich konnte Zuflucht im Haus der Mutter Maria: Welch ein Unterschied zu anderen Wallfahrtsorten. Hier war alles einfach, schmucklos, fast ärmlich, nicht einmal ein Gnadenbild hatten sie und die Marienstatue auf dem Altar ohne Hände - so hatte man sie auf einem Müllhaufen gefunden. Man wurde in Gedanken zurückgeführt zu den allerersten Anfängen der Kirche.

Der alte Pater Marco und zwei alte Vincentinerinnen lebten dort. Man wurde wie in einer Familie aufgenommen, denn der Besucherstrom hatte noch nicht eingesetzt. Sie erzählten von ihren Problemen und den Schriften der Anna Katharina Emmerick und wie das Haus der Gottesmutter für die Lateiner von zwei Lazaristen entdeckt wurde, als sie es mit Hilfe der präzisen Beschreibung Anna Katharina Emmericks suchten - den Orthodoxen aus dem nahen Sirince war der Ort und seine Bedeutung wohlbekannt. Aus den Schriften Anna Katharina Emmericks erfuhr ich auch, dass alle Apostel beim Tod Mariens hier zugegen waren, nur Thomas kam zwei Tage zu spät. Als nach seiner Ankunft das Grab nochmals geöffnet wurde, fand man es leer. Der heilige Apostel und Evangelist Johannes war Bischof von Ephesus und hatte für Maria den abgelegenen Ort gewählt, der ruhiger war als das geschäftige Ephesus.


Land der Heiligen


Man braucht nur in die Bibel zu schauen, dann sieht man, wie es in der Gegend nur so wimmelte von Heiligen. Der hl. Apostel Paulus lebte und lehrte drei Jahre in Ephesus (Apg. 18.19 und 19.1 if.) und verdiente sich hier sein Brot als Zeltmacher. Seine Missionstätigkeit führte zum Aufstand der Silberschmiede (Apg. 19.21-40). Wie familiär es in der ersten Christengemeinde zuging und wie sehr die Gemeinde dem heiligen Paulus am Herzen lag, lesen wir in Apg. 20.17-38. Freundschaftlich verbunden mit ihm lebten hier auch Aquila und Priscilla, in deren Haus eine der ersten Hauskirchen entstand.

Alterzbischof Bernardini von Izmir sagte: In Israel ist Jesus geboren, in Ephesus ist die Kirche geboren. Die Liste der Heiligen, die hier gelebt haben, ist lang und wie haben sie gekämpft und gelitten - fast alle sind sie den Märtyrertod gestorben - und wie müssen sie sich nach einer Wiederevangelisierung sehnen, sie vom Himmel her unterstützen. Müssen wir uns da nicht anstecken lassen? Durch Verfolgung und Repressalien ging die Zahl der Christen von ca. 30% der Bevölkerung der Türkei zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf eine verschwindend kleine Minderheit heute zurück. In einer katholischen Kirche im Zentrum Izmirs kommen am Sonntag ca. fünf Personen zum Gottesdienst.


Ein Haus des Friedens


Ich verspürte, wie der Himmel am jetzigen Zustand leiden müsse, wie notwendig es wäre, die Menschen hier - Christen wie Nichtchristen - wieder zur Ruhe, zum Nachdenken zu bringen und in mir war einfach der Wunsch nach einem Haus, wo sich die Menschen ausruhen, und wo sie das Wort Gottes betrachten sowie Gemeinschaft und Frieden finden könnten. Da kam im Februar 1997 ein Anruf aus Berlin von einem uns unbekannten Türken er wolle etwas für Mutter Maria tun. Irgendwie deckten sich unseren Interessen und wir ermöglichten ihm den Aufenthalt in Selcuk, der Stadt auf dem Boden des alten Ephesus. Tatsächlich begegnete er beim Schlendern durch die Stadt Menschen, die sich für den christlichen Glauben interessierten.

Im Frühjahr 1998 besuchten uns Dompropst Otto Riedel, der der Priestergemeinschaft Charles de Foucauld angehört, und Pfarrer Georg Schlütter, ein Miglied der Focolare, beide aus Berlin. Beide meinten, dass die bis dahin gemietete Stadtwohnung nicht den oben genannten Anforderungen nach Ruhe und Frieden und gemeinschaftlichem Beten gerecht würde. Wir brauchten nicht lange zu suchen. Wir fanden ein Haus mit Garten, an dem zu verkaufen stand und mit Hilfe der Mutter Gottes verliefen alle Formalitäten des Kaufs wie am Schnürchen. Jeder Besucher empfindet den Ort als ein kleines Paradies, wenn wir auch in diesem kleinen Paradies zunächst die Annehmlichkeiten, die uns die Elektrizität bietet, entbehren mussten. Beim zweiten Besuch von Dompropst Otto Riedel im August 1998 besuchte uns der damalige Erzbischof von Izmir Giuseppe Bernardini und machte von sich aus den Vorschlag, eine Gemeinschaft zu gründen. Noch in der Nacht schrieb der Dompropst die Gründungsurkunde, die am nächsten Tag, dem Fest Maria Himmelfahrt, im Haus der Mutter Gottes unterzeichnet und vom Erzbischof von Izmir bestätigt wurde. So war die Gemeinschaft Ephesus als für die Diözese Izmir kirchlich anerkannte geistliche Gemeinschaft gegründet.

Seit der Gründung der Gemeinschaft haben mein Mann und ich einige Exerzitien und Wallfahrten in den Raum Ephesus organisiert, immer auch mit der Absicht, Teilnehmer als Beter für die Gemeinschaft zu gewinnen, da die Kenntnis der Situation der Kirche an Ort und Stelle für viele ein Ansporn sein kann. Im Jahr 2004 hielten Sr. Margaritha Vallapila und Pfarrer Edel Exerzitien in Ephesus.

Die Teilnehmerin Dr. Ursula Gantert war so ergriffen, dass sie vorschlug, Beter für die Wiederevangelisierung in der Gebetsgemeinschaft Ephesus zu sammeln. In der Zwischenzeit hat die Gemeinschaft schon viele hundert Mitbeter, darunter viele Priester und Ordensleute. Das Gebet bewirkt Erweckungen durch den Heiligen Geist. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen z. B. durch einen Traum Weisung bekommen oder auf eine andere Weise gerufen werden.

In dem Haus der Gemeinschaft Ephesus leben mein Mann und ich seit unserer Pensionierung für einige Monate im Jahr. Seit Sommer 2005 sind auch zwei Schwestern aus der Diözese Münster, der Diözese der sel. Anna Katharina Emmerich, bei uns eingezogen. Sie sind aus der Gemeinschaft vom neuen Weg des heiligen Franziskus. Sie wurden von Jesus nach Ephesus geschickt, um im Geist und in der Wahrheit anzubeten. Jeden Morgen machen sie sich auf den Weg ins Haus der Mutter Gottes, wo sie den ganzen Tag im Gebet verbringen. Jesus sagte ihnen: Die Türkei ist mein Land.


Ein geistliches Zuhause

 
Am 04.06.1998 schrieb Dompropst Otto Riedel unter Gedankensplitter zum Projekt, Ephesus Haus: Es ist ein Haus - der stillen Einkehr - der Gastfreundschaft - des Zusammenlebens mit den Menschen der Nachbarschaft. Das Leben in diesem Haus ist geprägt von der Gemeinschaft des Johannes mit Maria mit Blick auf den erhöhten Herrn in ihrer Mitte.
Wie es ein Lebensideal Nazaret nach Charles de Foucauld gibt, so könnte es auch ein Lebensideal Ephesus geben. Ihm schwebte damals bereits vor, dass ein Priester in dem Haus der Begegnung leben sollte, der sich der geistlichen Prägung dieses Hauses verpflichtet weiss, dazu Schwestern und bei entsprechender Erweiterung des Hauses eine Familie.
Für katholische Christen oder Suchende ist dieses Haus ein geistliches Zuhause.

Nun scheint dieses Ziel auch Gott weiter zu verfolgen. Aus den gleichen Exerzitien mit Sr. Margaritha Vallapila und Pfarrer Edel hat das Ehepaar Brigitte und Karl Dill für Ephesus Feuer gefangen. Sie kümmern sich jetzt um die Gründung eines Vereins Ephesus. Damit legt Gott die Arbeit auf mehrere Schultern.

Ganz zu Beginn seiner Bekanntschaft mit Ephesus sprach Dompropst Riedel vom Kairos der Türkei und in all den Jahren seither empfinden wir, dass das Geschehen diese Aussage bestätigt. Gebet - Gebet - und wieder Gebet - aber in der Erwartung, dass es geschieht. Gott wirkt leise, nach und nach, aber wir können es schon sehen.


Erika Sellmair

 



Wer sich in irgendeiner Weise engagieren möchte oder an Exerzitien oder einer Pilgerreise interessiert ist, möchte sich wenden an:


Ephesus Förderverein e.V.

Eschlbergerstr. 6,

84508 Burgkirchen
E-Mail: mail@ephesus-community.com

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